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Der Kluge und der Böse

Das war so...Vor vielen, vielen Jahren lebte in einem Dorf ein Mann. Er war Zimmermann und Maurer in einer Person. Ein tüchtiger Handwerker...und dennoch war er arm, wie eine Kirchenmaus. Und zu Hause warteten seine kleinen, immer hungrigen Mäuler seiner fünf Kinder.
Eines Tages – es mußte wohl im Frühjahr sein – hatte das Hochwasser die einzige Brücke des Ortes zerstört und mitgerissen. Ach, was für ein Malheur! Die Dorfbewohner konnten weder in die Stadt zum Jahrmarkt gehen, noch ihre Verwandten und Bekannten in benachbarten Dörfern besuchen.
Eins stand also fest: die Brücke mußte schnellstens wieder aufgebaut werden. Deshalb begaben sich nach langen Beratungen die Ältesten des Dorfes zum Zimmermann und baten ihn die Brücke binnen drei Tage wieder herzurichten – zumal der alljährliche Pferdemarkt bevorstand. Sie boten ihm tausend Taler an, falls er den Auftrag übernimmt.
Der Ärmste hatte sogleich begriffen – dieser Lohn könnte ihn endlich reich machen und die Hungersorgen vertreiben. Aber was tun? Der Auftrag war keinesfalls leicht. So bat er um einen Tag zum Überdenken – die Dorfbewohner waren einverstanden.
Unser Zimmermann begann also zu grübeln: einerseits der hohe Lohn, andererseits eine so schwierige Aufgabe. Könnte er sie bewältigen?
Er grübelte und grübelte und kam immer aufs Neue zu dem Schluß – dies sei einfach unmöglich.
Traurig und bedrückt wollte er sich gerade zu Bett begeben, inzwischen war es schon Mitternacht, da plötzlich klopfte es an der Tür. In die Stube trat ein kleiner unansehnlicher Mann. Er fragte den betrübten Zimmermann nach dem Grund seiner Traurigkeit. Dieser erwiderte vorerst den höflichen Gruß des Gastes und erzählte dann die ganze Geschichte...
Der kleine Mann lachte nur herzlich laut, und sagte: "Abgemacht, ich baue die eine Brücke binnen drei Tage. Aber unter einer Bedingung – das erste Lebewesen aus deinem Hause, das die Brücke passiert, gehört mir..." Dabei dachte das schlaue Männlein wohl an eines der Kinder des armen Zimmermanns. Er könnte es als Knecht gebrauchen.
Pfui! – der Teufel in eigener Person!
Dennoch – von einer Idee gepackt – schloß er mit dem Bösen den Pakt.
Drei Tage später war die Brücke fertig, wie versprochen. An ihren Pfosten postierte sich der Teufel und wartete...Als unser Zimmermann das sah, begab er sich schnellen Schrittes zum Stall, ließ seine Ziege raus und trieb sie in Richtung der Brücke. Der Teufel, der ja vor der Brücke auf den abgemachten Lohn wartete, begriff, daß er ganz übel überlistet wurde...Vor Wut hielt er die dahingaloppierende Ziege am Schwanz fest...wohl ein bißchen zu kräftig, denn das Schwänzlein blieb in seinen Pranken zurück.
Seitdem haben alle Zicklein so kurze Schwänze...
Aber unser Zimmermann und Maurer in einer Person bekam natürlich seine tausend Taler. So war auch er ein reicher Mann. Die Not hatte ein Ende. Und er lebte glücklich und lange mit seine Familie.


Polnisches Volksmärchen



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